Ich habe geschrieben,
und die Worte wollten scheinen.
Dann widerrief ich sie,
denn es fehlten ihnen Schatten,
um eine Welt zu sein.
Die neuen Worte waren dunkler,
und sie stellten Fragen,
auf die ich keine Antwort weiß.
Was dann noch blieb,
das war, mich selbst zu widerrufen –
dann erst waren sie Gedicht.
Verschreibungen
Wagnis
Angesichts des Himmels sind Worte
immer ein Wagnis,
denn niemals könnten sie die Sonne,
die Sterne berühren.
Einer der schreibt, muß den Winden
vertrauen, die
das Wort auf fruchtbaren Boden zu
tragen vermögen,
wo es im Verborgenen keimen darf,
bis einmal einer
es wagt, sich zum Himmel zu denken.
Gesang
Es fällt ein Abendregen,
der ist Melodie.
Es ziehen Wolkenschatten,
die wissen das Wort.
Es ist eine Stimme inmitten
des Schweigens,
die besingt das Leben in
dunklen Tönen.
Und wirklich überall ist Licht.
Fracht
So schreibe ich Worte,
als seien sie Schiffe,
um die dunklen Stunden
an das ferne Ufer
eines beginnenden Tages
zu tragen.
Das Gewicht der Nacht
ist ihr Schweigen.
Unlesbarkeit
Es hat Spuren gegeben,
gewiß.
Doch so lang schon
sind Stürme gezogen.
Es hat Bilder gegeben,
gewiß.
Doch Dunkelheit fiel
und ist dann geblieben.
Die Welt lesen wollen,
das heißt,
eine Geschichte erzählen,
die ich mir glauben kann.
Museal
Es ist nicht mehr wichtig,
auf Antwort zu warten,
und dies Wort oder jenes,
das ich niemandem sage,
droht, verlorenzugehen.
Es bleibt, sie zu schreiben :
nur so wird das Schweigen
ein ihnen würdiger Rahmen.
Und will niemand sie lesen,
dann durchstreif‘ ich allein
mein Museum der Sprache.
Geraschel
Horch !
Ins Weltgesträuch
duckt sich
die Hoffnung.
Ich will ihr
bunte Flügel schreiben
und weiß,
sie wird fliegen.
Poetologie des Unsichtbaren
Wie der Mond will ich sein
an einem taghellen Himmel
und mit federweißen Wolken
schreiben auf blaues Papier.
Den Wind will ich atmen und
sie ins Unbestimmte treiben,
bis alles Notwendige Dir nur
wie ein Zufall erscheint.
Nach Sonnenuntergang
Von nun an
werden wieder viele Wörter gesagt,
die zu schön sind,
als daß man ihnen trauen dürfte.
Von nun an
werde ich wieder Wörter schreiben,
die ich so ernst meine,
daß man sich nicht sicher sein kann,
ob sie denn schön sind.
Vorbereitungen zur Veröffentlichung
Einen Punkt setzen –
der war vergessen worden,
und die Wörter
begannen, zu streunen.
Jeden einzelnen Satz
noch einmal zur Ordnung rufen,
damit er sich nicht
unversehens in Geplapper verliert.
Dieses eine Gedicht
schweren Herzens streichen,
denn es liebte
Dich wohl doch noch zu sehr.