Es ist Zeit,
daß Du aus dem Kreise brichst,
in den Du
Dich einst selber banntest,
daß Du auf
das Raunen nicht mehr hörst,
das Dich um
Deiner Zauber willen Tag für
Tag beschwört.
Denn Du willst im Unsichtbaren
wirken, willst
nur Wesen sein und nicht Gestalt,
willst allein
dich Jenen zeigen, die Du liebst.
unvertraut
Pavor nocturnus
Im Traum
da war ich gestorben :
Ich lag
bewegungslos und kalt.
Mir schien,
es wäre mit dem Atem
mir alles
Schwere fortgenommen.
Ich schlief
und keuchte, schwitzte,
wälzte mich,
sog erste Sonnenstrahlen
in mich,
bis ich, schwer geworden
wie ein Stein,
in ein neues Leben sank.
Penelope
Er aber
kehrte doch niemals heim.
Einer kam,
der war mit allen Meerwassern
gewaschen,
zu mir, die ich nichts mehr
wußte, als
ein Leichentuch des Wartens
zu weben.
Wir waren einander so fremd.
Schnitte
Zerschnitten von Gräben,
zerklüftet,
die weichgezeichnete Landschaft,
denn die schwarzen Wasser
der Träume sollen quellen,
bevor sie
in Richtung des Herzens fließen
und sein Schlagen ertränken.
Über der Landschaft ein Nebel,
blutigrot
wie ein immerwährender Schmerz.
Sprachkurs
Ich lernte die Sprache derer,
die mir unentwegt sagten,
daß ich anders sei als sie,
denn ich lebte in ihrem Land.
Ich fand in einem Lehrbuch
Vokabeln der Sehnsucht,
eine Grammatik der Hoffnung
und die Konjugation von Liebe,
die sich in nichts unterschieden
von der vertrauten inneren Sprache.
Und ich schrieb wieder und wieder,
daß wir einander doch glichen –
und niemand hat es verstanden.
Als ich aber sagte : „Ich bin anders.“,
ist alles ganz einfach geworden.
Keller
In den Kellern
singen keine Nachtigallen.
Das Licht ist
nur spärlich bemessen.
Das Ungewollte
verrottet in Holzverschlägen.
Meine Sprache
ist mit Blindheit geschlagen
und taumelt
hinein in wortloses Weinen.
Fernreise
Wir wollen feiern Nacht um Nacht,
das Übermächtige –
ein gewaltiger Ozean vielleicht,
ein unendlicher Himmel –
in unbedeutende Nischen gedrängt,
um es ertragen zu können.
Wollten wir doch nur schweigen,
wir lernten stille Demut
und erkennten auf einmal uns selbst.
Wüste werden
Wenn die Tränen trocknen,
zeigt sich der Sand,
und ich weiß,
ich werde Wüste werden.
Drängt mich nicht
Drängt mich nicht,
daß ich schreibe.
Mein Lachen ist ein
Leichentuch über
totgesagter Hoffnung.
Meine Tränen spülten
die letzten Worte fort,
und mein Schmerz
blieb sprachlos zurück.
Drängt mich nicht.
Voran
Ich gehe meinen Weg.
Langsamer. Allein.
In den Augenwinkeln noch
ein ferner Himmel, der
schweigsam geworden ist.
Wie eine Erinnerung.