Sie haben eine Lehre
gezogen
aus der Kargheit des Landes
und trinken
Zeit aus den Steinen,
nähren sich
aus immer unstetigem Sand.
Sie spiegeln
die Strahlen der Sonne
als Waffe
und bewahren tief in sich
die Gesänge
der Winde, die Tränen der Erde
damit sie
nur einmal blühen, als sei es
ein Traum.
Monat: April 2015
Begegnung (Betula pendula)
Da steht sie vor mir :
emporgewachsen
aus versehrtem Boden,
und es scheint,
sie wäre ein Stück des
Himmelslichts, das
auf die Erde niederfiel.
Weißgewandet und
unnahbar ist sie Priesterin
der neuen Zeit
und segnet still das Land.
Mich drängt es,
daß ich zu ihr eile und
auf weiße Haut
von Stürmen, gebrochnen Herzen
und von Hoffnung
schreibe, und ahne leise doch :
sie weiß.
Ein Trost
Unversehens steht
ein Dir vertrauter Name
im großen Totenbuch der Zeit
geschrieben und
mit ihm auch all das Ungesagte,
das sich von nun an jede Nacht
in Deine Träume schleicht.
Einmal aber,
wenn Du nicht mehr weinen mußt,
wirst Du in Dir
den Vertrauten wiederfinden,
und er wird Dir auferlegen,
Dir endlich selber zu vergeben :
denn Du nanntest seinen Namen,
hast ihn immer Freund genannt
und somit doch immer
alles Wesentliche gesagt.
April-Gedicht
Ich habe geschrieben,
und die Worte wollten scheinen.
Dann widerrief ich sie,
denn es fehlten ihnen Schatten,
um eine Welt zu sein.
Die neuen Worte waren dunkler,
und sie stellten Fragen,
auf die ich keine Antwort weiß.
Was dann noch blieb,
das war, mich selbst zu widerrufen –
dann erst waren sie Gedicht.
Wagnis
Angesichts des Himmels sind Worte
immer ein Wagnis,
denn niemals könnten sie die Sonne,
die Sterne berühren.
Einer der schreibt, muß den Winden
vertrauen, die
das Wort auf fruchtbaren Boden zu
tragen vermögen,
wo es im Verborgenen keimen darf,
bis einmal einer
es wagt, sich zum Himmel zu denken.