Will ich
heimisch werden
an fremdem Ort,
so gilt es,
die eigenen Blicke
zu zähmen,
bis sie den Räumen
endlich vertrauen,
aus schneeigem Schweigen
Wörter zu treiben,
die sich verästeln zu
leichtem Gespräch.
Wichtig aber bleibt,
daß ich nie
die Zeit des Aufbruchs
versäume.
Monat: November 2014
Mein Herz
Mein Herz,
dies ungehörte Wort :
ich mag es
nicht mehr sagen.
Doch will ich’s niederschreiben
in ein stilles, schönes Grab –
dort nämlich
darf es für immer
ohne eine Antwort bleiben.
Windlicht
Alt will ich werden :
jede Rüstung ablegen
ungeachtet der Wunden
und umkehren die
Beweislast des Seins.
Die Nacht durchwachen,
während die Abendsonne
in einem Windlicht
noch lange Zeit leuchtet.
Dich herzen, bis
ich weiß, es wird Tag,
bis ich weiß, Du wirst
Dich meiner erinnern.
Verhangen
Nichts zu sagen.
Die Wörter ineinander
geflossen, ein
wolkenverhangener Himmel,
anwesend, still.
Ein Licht muß kommen –
oder ein Schmerz.
Warten (Rhododendron Hybr. „Lem’s Monarch“)
Hingeduckt
im kalten Winterregen,
als sei er ein
mit einem Schuppenpanzer
bewehrtes Tier,
seines Todes gewiß,
so steht er im Beet :
fremd in der Zeit –
wie ich selbst.
Im Spätherbst
Schau ich zu den Bäumen hin,
so sind ihre kahlen Äste
dunkle Risse in einem
trüben Himmel, der wie Glas
gesprungen scheint.
Unter ihnen eilen Schatten,
schweigend, rastlos,
als müßten sie im Zwielicht
schon bald verlorengehen.
Schau ich zu den Bäumen hin,
so sehe ich den Winter kommen
und weiß, ich werde frieren.